Für den Kiebitz geht ein besonderes Jahr zu Ende. Der stark gefährdete Wiesenbrüter wurde vom Naturschutzbund Deutschland zum Vogel des Jahres 2024 gekürt. Kurz vor Jahresende haben sich nun die ehrenamtlichen Kiebitzschützer des Landkreises im Landratsamt Rosenheim zusammengefunden, um Bilanz zu ziehen. Das erfreuliche Ergebnis: Mit dem Kiebitz im Landkreis Rosenheim geht es weiter bergauf.
Der bayern- und bundesweite starke Rückgang konnte im Landkreis aufgehalten werden: 2024 waren es 124 Brutpaare, 100 Jungvögel wurden flügge. Damit wurde der Bruterfolg, der zum Erhalt der Population erforderlich ist erreicht. Außerdem erfreulich: Von den 71 Landkreisen in Bayern gehört der Landkreis Rosenheim zu den 14 Kreisen, in denen es noch über 100 Brutpaare gibt.
Im Rahmen des BayernNetzNatur-Projekts „Netzwerk für den Kiebitz“ werden die Zahlen seit 2019 jährlich erhoben.
Landrat Otto Lederer überbrachte den Dank des Landkreises an die insgesamt 27 ehrenamtlichen Kiebitzbetreuerinnen und Kiebitzbetreuer: „Der große Einsatz, den Sie geleistet haben, hat sich gelohnt. Der allgemein starke Abwärtstrend der Kiebitzvorkommen von über 90 Prozent konnte im Landkreis gestoppt worden. Die Populationen sind wieder stabiler, ohne Ihre Arbeit wäre das gar nicht möglich.“
Margit Böhm von der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Rosenheim gab einen bildreichen Einblick zu den Zahlen und Fakten im Landkreis zum Kiebitz. Sie lobte ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit Bürgermeistern, Gemeinden, Landwirten, den Jagdberechtigten, der Wildtierhilfe Amerang sowie dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Der gemeinsame und beharrlichen Einsatz für die Belange des sogenannten „Gauklers der Lüfte“ sei ein wesentlicher Grund für den Erfolg des Projekts.
Die anschließenden Berichte der Ehrenamtlichen aus den einzelnen Gebieten verdeutlichten, wie viel Zeit, Geduld und Hartnäckigkeit für den Schutz des Wiesenbrüters nötig ist. Schutzzäune um Gelege beispielsweise müssen teilweise mehrmals pro Brutsaison auch kurzfristig ab- und aufgebaut werden. Die Zäune schützen Kiebitzeier vor Fuchs und Marder, müssen aber für notwendige Ackerarbeiten der Landwirte vorübergehend entfernt werden. Der Lohn: Aus 79 Prozent der Gelege schlüpften in diesem Jahr Küken, vor vier Jahren lag dieser Wert noch bei 55 Prozent.
Um die Entwicklung der Jungvögel im Landkreis künftig noch besser verfolgen zu können, werden die heranwachsenden Kiebitze seit diesem Jahr beringt. Das ermöglicht, dass einzelne Vögel ihr ganzes Leben lang begleitet werden und bessere Daten für die Erforschung des Kiebitzes erhoben werden können.
„In einem Vierteljahr ist der Kiebitz schon wieder da“, sagte Margit Böhm abschließend. „Wir hoffen, dass wir auch im kommenden Jahr viele kleine Kiebitze schlüpfen und heranwachsen sehen. Kiebitze kehren ab Mitte Februar aus den Winterquartieren auf der Iberischen Halbinsel und Nordafrika zurück.
Das BayernNetzNatur-Projekt „Netzwerke für den Kiebitz“ wird im Landkreis Rosenheim seit 2019 durchgeführt. Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es, mittelfristig stabile Kiebitzbestände aufzubauen und dadurch die Biodiversität in der Agrarlandschaft zu erhalten bzw. zu verbessern.
Weitere Informationen zum Kiebitzschutz und zum Projekt „Netzwerke für den Kiebitz“ gibt es unter folgedem Link: https://www.landkreis-rosenheim.de/naturschutz-projekte/#tab-netzwerke-fuer-den-kiebitz-das-bayernnetznatur-projekt-netzwerke-fuer-den-kiebitz und telefonisch bei Margit Böhm von der Unteren Naturschutzbehörde: 08031/392 3301.