Landkreis Rosenheim ehrte Johanna Hell mit dem Sozialpreis, Festakt im Landratsamt

Um zu verstehen, wie wichtig die Bruckmühlerin Johanna Hell für die Dorfhelferinnen ist, reicht eine Information aus: In den vergangenen 20 Jahren kam rund ein Drittel aller Schülerinnen in Bayern aus dem Landkreis Rosenheim. Landrat Otto Leder lobte sie als „unermüdliche Kämpferin für das Wohl anderer.“ Und der Landtagsabgeordnete Sebastian Friesinger sagte in seiner Laudatio, „die Hilfe am Nächsten hat sie als ihre Lebensaufgabe angesehen.“

Johanna Hell selbst bedankte sich „für diese unerwartete Auszeichnung“, und nahm sie für den ganzen Berufsstand entgegen. Am 12. März jährt es sich zum 50. Mal, dass die heute 70-Jährige ihre Ausbildung zur Dorfhelferin abschloss. „Der Beruf ist sehr erfüllend“, sagte sie, „er ist eine bunte Blumenweise, auch wenn es Unkraut gibt. Aber das ist wie überall im Leben.“ Schon als Achtjährige wusste sie, dass sie Dorfhelferin werden möchte. „Es ist die Vielseitigkeit, die diesen Beruf so spannend macht.“ Anspruchsvoll ist er noch dazu, schon Mitte der 1970er Jahren waren beispielsweise Psychologie und Pädagogik Teil der Ausbildung.

Die vielfältigen Anforderungen machte auch Landrat Otto Lederer in seiner Begrüßung zum Thema. „Eine Schwangerschaft, Überlastung, Krankheit oder gar Tod können das Familienleben, aber auch Familienbetriebe ins Wanken bringen.“ An dieser Stelle wählte Lederer einen Vergleich. So wie Kletterer auf ihr Sicherungsseil vertrauen, sind die Dorfhelferinnen eine unabdingbare Stütze für Familien in Notlagen. „Sie sind da, um tatkräftig zu helfen, zu unterstützen und zu ermutigen, damit Familien die nötige Kraft für das nächste Stück des Weges aufbringen können.“

Darüber hinaus lobte der Landrat das Engagement und die Kompetenz, die Johanna Hell in vielen sozialen Gremien über Jahrzehnte einbrachte und so dazu beitrug, „dass unzählige Menschen in unserem Landkreis die notwendige Unterstützung erhalten haben.“

Laudator Sebastian Friesinger beschrieb die Dorfhelferin „als Vertreterin der Hausfrau, der Mutter, der Bäuerin und der Unternehmerin, und das nicht nur auf Bauernhöfen, sondern auch in Privathaushalten.“ Friesinger wusste, dass für Johanna Hell die Dorfhelferin der Traumberuf war. Dabei war sie aber auch auf dem eigenen Milchviehbetrieb gefordert, den sie zusammen mit ihrem Mann Toni bewirtschaftete. Die beiden zogen vier Kinder groß und freuen sich heute über zehn Enkelkinder.

Trotz dieser Verpflichtungen „war sie immer die Anlaufstelle für hilfesuchende Familien“, sagte Friesinger. Aber auch für die Dorfhelferinnen selbst war und ist sie eine wichtige Ansprechpartnerin. „Die Auszeichnung mit dem Sozialpreis des Landkreises hat sie sich mehr als verdient, auch weil sie weitere Ehrenämter übernahm.“ Laudator Sebastian Friesinger nannte unter anderem ihre Tätigkeit als Gemeinderätin in Bruckmühl und ihr Engagement bei der Katholischen Landvolkbewegung. Aktuell ist Johanna Hell noch bei der Caritas in Bad Aibling aktiv.

Der Sozialpreis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird jährlich vergeben. Der Landkreis Rosenheim ehrt damit beispielhaftes Handeln im sozialen Bereich, insbesondere den herausragenden Einsatz auf dem Gebiet der Altenarbeit, der Behindertenarbeit und der Hilfe für die sozial Schwachen und Benachteiligten.

Landrat Otto Lederer übergibt Johanna Hell den Sozialpreis.

Landrat Otto Lederer überreichte Johanna Hell den Sozialpreis des Landkreis Rosenheim.

Sebastian Friesinger, Johanna Hell mit Ehemann sowie Landrat Otto Lederer.

(von links nach rechts) Sebastian Friesinger, Johanna Hell mit Ehemann sowie Landrat Otto Lederer.