Sie setzen sich mit großem Engagement für den Erhalt einer stark bedrohten Vogelart ein – nun wurden sie dafür geehrt: Sechs Landwirte aus der Stadt Wasserburg und der Gemeinde Pfaffing haben kürzlich für ihren Einsatz im Kiebitz-Schutz Auszeichnungen von den jeweiligen Bürgermeistern und der unteren Naturschutzbehörde erhalten.

Der Kiebitz, bekannt für seine akrobatischen Balzflüge und markanten Rufe, ist stark gefährdet. Doch dank der tatkräftigen Mithilfe von Landwirten im nördlichen Landkreis Rosenheim konnten im vergangenen Jahr zahlreiche Gelege gesichert und Jungvögel erfolgreich aufgezogen werden.

Bürgermeister Michael Kölbl überreichte dem Wasserburger Landwirt Sepp Baumann einen Einkaufsgutschein als Anerkennung. Baumann zeigt seit vielen Jahren ein besonderes Herz für die Tiere auf und um seinen Hof. Um die Küken zu schützen, unterbricht er sogar gezielt seine Feldarbeiten und passt die Bewirtschaftung seiner Äcker an die Bedürfnisse der Vögel an.

In der Gemeinde Pfaffing ehrte Bürgermeister Josef Niedermeier gleich fünf Landwirte – Veronika Hölzl, Georg Bräu, Josef Kain, Gerhard Pröbstl und Thomas Thurnhuber – mit Gutscheinen für ihren Beitrag zum Schutz der Kiebitzgelege. Pfaffing gehört zu den kiebitzreichsten Gebieten im Landkreis – ein Erfolg, der ohne die Unterstützung der Landwirtschaft nicht möglich wäre.

Die Gutscheine werden jeweils zur Hälfte von den Gemeinden und vom Landkreis Rosenheim finanziert.

Ein gemeinsamer Erfolg für den Naturschutz

Margit Böhm von der unteren Naturschutzbehörde lobte die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Ehrenamtlichen, Gemeinden und Landwirten: „Der Kiebitzschutz im Landkreis Rosenheim zeigt, was möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen.“

Im Jahr 2024 konnten im Landkreis 126 Kiebitzgelege von insgesamt 124 Brutpaaren geschützt werden. Aus 99 Nestern schlüpften die Küken – ein erfreulicher Schlupferfolg von 79 Prozent. Insgesamt wurden 100 Jungvögel flügge, was einer bestandssichernden Reproduktionsrate von 0,8 Jungvögeln pro Brutpaar entspricht.

Der Landkreis Rosenheim gehört damit zu den wenigen Regionen in Bayern, in denen es noch über 100 Kiebitzbrutpaare gibt.

Hintergrund: Das BayernNetzNatur-Projekt „Netzwerk für den Kiebitz“

Seit 2019 werden die Bestände des Kiebitz im Landkreis im Rahmen des BayernNetzNatur-Projekts systematisch erfasst und durch gezielte Schutzmaßnahmen unterstützt. Ehrenamtliche suchen, markieren und sichern die Nester. In besonders gefährdeten Bereichen werden sie sogar mit Elektrozäunen vor Fuchs, Marder und Dachs geschützt – in enger Abstimmung mit den Landwirten.

Appell an die Bevölkerung: Rücksicht nehmen

Die untere Naturschutzbehörde bittet auch Spaziergänger und Hundehalter um Mithilfe: Wer in der Kiebitzsaison auf den Wegen bleibt und Hunde an der Leine führt, leistet einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz. Die Bodenbrütergebiete sind mit Schildern gekennzeichnet.

Tipp für Landwirte: Für die Einsaat von Blühstreifen stellt das Landratsamt kostenlos regionales Saatgut zur Verfügung. Interessierte Landwirte können sich direkt an Margit Böhm unter Tel. 08031/392 3301 wenden.

Bürgermeister Josef Niedermeier, Thomas Thurnhuber, Josef Kain, Margit Böhm, Veronika Hölzl, Carola Kahles, Georg Bräu, Gerhard Pröbstl, Manfred Bohlmann, Günter Prietz, Konrad Aubreville. (v.l.n.r.). Foto: Landratsamt Rosenheim.